OLG Rostock: Unterhaltsrechtliche Leitlinien (Stand: 01.07.2007)
Die Familiensenate des Oberlandesgerichts Rostock verwenden diese Leitlinien als Orientierungshilfe für den Regelfall unter Beachtung der Rechtsprechung des BGH, wobei die Angemessenheit des Ergebnisses in jedem Fall zu überprüfen ist.
Die vorliegende Fassung knüpft an die Leitlinien 2005 an. Eine umfassende Überarbeitung soll erst im Zusammenhang mit der Reform des Unterhaltsrechts erfolgen. Änderungen gegenüber den Leitlinien 2005 sind durch Kursivschrift gekennzeichnet.
Unterhaltsrechtlich maßgebendes Einkommen
Bei der Ermittlung und Zurechnung von Einkommen ist stets zu unterscheiden, ob es um Verwandten- oder Ehegattenunterhalt sowie ob es um Bedarfsbemessung einerseits oder Feststellung der Bedürftigkeit/Leistungsfähigkeit andererseits geht.
Das unterhaltsrechtliche Einkommen ist nicht immer identisch mit dem steuerrechtlichen Einkommen.
1. Geldeinnahmen
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2. Auch folgende Sozialleistungen sind Einkommen:
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3. Kindergeld Kindergeld wird nicht zum Einkommen gerechnet (vgl. Nr. 14). |
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4. Geldwerte Zuwendungen des Arbeitgebers Geldwerte Zuwendungen aller Art des Arbeitgebers, z.B. Firmenwagen oder freie Kost und Logis, sind Einkommen, soweit sie entsprechende Eigenaufwendungen ersparen. |
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5. Wohnwert Der Wohnvorteil durch mietfreies Wohnen ist als wirtschaftliche Nutzung des Vermögens unterhaltsrechtlich wie Einkommen zu behandeln. Neben dem Wohnwert sind auch Zahlungen nach dem Eigenheimzulagengesetz anzusetzen. Ein Wohnvorteil liegt nur vor, soweit der Wohnwert den berücksichtigungsfähigen Schuldendienst und erforderliche Instandhaltungskosten übersteigt. Auszugehen ist vom vollen Mietwert (Nettokaltmiete). Wenn es nicht möglich oder nicht zumutbar ist, die Wohnung aufzugeben und das Objekt zu vermieten oder zu veräußern, kann statt dessen die ersparte Miete angesetzt werden, die angesichts der wirtschaftlichen Verhältnisse angemessen wäre, Dies kommt insbesondere für die zeit bis zur Scheidung in Betracht, wenn ein Ehegatte das Eigenheim allein bewohnt. |
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6. Haushaltsführung Führt jemand einem leistungsfähigen Dritten den Haushalt, so ist hierfür ein Einkommen anzusetzen. Bei Haushaltsführung durch einen Nichterwerbstätigen geschieht das in der Regel mit einem Betrag von 200–550 €. |
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7. Einkommen aus unzumutbarer Erwerbstätigkeit |
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Einkommen aus unzumutbarer Erwerbstätigkeit kann nach Billigkeit ganz oder teilweise unberücksichtigt bleiben. |
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8. Freiwillige Zuwendungen Dritter Freiwillige Zuwendungen Dritter (z.B. Geldleistungen, kostenloses Wohnen) sind als Einkommen zu berücksichtigen, wenn dies dem Willen des Dritten entspricht. |
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9. Erwerbsobliegenheit und Einkommensfiktion Einkommen können auch auf Grund einer unterhaltsrechtlichen Obliegenheit erzielbare Einkünfte sein (fiktives Einkommen). Anknüpfungspunkt sind in der Regel die zuletzt erzielten Erwerbseinkünfte. |
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10. Bereinigung des Einkommens
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Kindesunterhalt
11. Bemessungsgrundlage (Tabellenunterhalt) Der Barunterhalt minderjähriger und noch im Haushalt lebender volljähriger unverheirateter Kinder bestimmt sich nach den Sätzen der Unterhaltstabelle im Anhang I/Berliner Tabelle als Vortabelle zur Düsseldorfer Tabelle. Bei minderjährigen Kindern kann er als Festbetrag oder gem. § 1612a BGB als Vomhundertsatz des Regelbetrags geltend gemacht werden.
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12. Minderjährige Kinder
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13. Volljährige Kinder
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14. Verrechnung des Kindergeldes Kindergeld ist nach Maßgabe des § 1612b BGB auszugleichen. Bei volljährigen Kindern ist das Kindergeld auf den Bedarf anzurechnen. |
Ehegattenunterhalt
15. Unterhaltsbedarf
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16. Bedürftigkeit Eigene Einkünfte des Berechtigten sind auf den Bedarf anzurechnen, wobei das bereinigte Nettoerwerbseinkommen um den Erwerbstätigenbonus zu vermindern ist. |
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17. Erwerbsobliegenheit
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Weitere Unterhaltsansprüche
18. Ansprüche nach § 1615 l BGB Der Bedarf der Mutter oder des Vaters eines nichtehelichen Kindes richtet sich nach der Lebensstellung des betreuenden Elternteils (§§ 1615 l Abs. 3 Satz 1, 1610 BGB). |
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19. Elternunterhalt Beim Bedarf der Eltern sind Leistungen nach den §§ 41 bis 43 SGB XII (Grundsicherung)zu berücksichtigen (vgl. Nr. 2.9). |
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20. Lebenspartnerschaft Bei Getrenntleben oder Aufhebung der Lebenspartnerschaft gelten die §§ 12, 16 LPartG. |
Leistungsfähigkeit und Mangelfall
21. Selbstbehalt des Verpflichteten
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22. Bedarf des mit dem Pflichtigen zusammen lebenden Ehegatten
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23. Mangelfall
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Sonstiges
24. Rundung Der Unterhaltsbetrag ist auf volle Euro aufzurunden. |
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25. Ost-West-Fälle Bei sog. Ost-West-Fällen richtet sich der Bedarf des Kindes nach der an seinem Wohnsitz geltenden Unterhaltstabelle, der Selbstbehalt des Pflichtigen nach den an dessen Wohnsitz geltenden Selbstbehaltssätzen. |
Anhang
I. Unterhaltstabelle (Stand: 01.07.2007)
Altersstufen in Jahren |
1. Altersstufe: 0–5 (Geburt bis 6. Geburtstag) |
2. Altersstufe: 6–11 (6. bis 12. Geburtstag) |
3. Altersstufe: 12–17 (12. bis 18. Geburtstag) |
4. Altersstufe: ab 18 (wenn im Elternhaushalt lebend) |
Prozentsatz Ost der Regelbeträge |
Prozentsatz West der Regelbeträge |
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Nettoeinkommen des Barunterhaltspflichtigen |
Alle Beträge in Euro |
||||||||
Gruppe |
|||||||||
a) |
|
bis |
1.000 |
186 |
226 |
267 |
361 |
100 |
|
b) |
1.000 |
– |
1.150 |
194 |
236 |
278 |
361 |
|
|
|
|
ab |
1.150 |
wie Düsseldorfer Tabelle (aber ohne Bedarfskontrollbetrag) |
|||||
Gruppe |
|||||||||
1 |
|
bis |
1.300 |
202 |
245 |
288 |
389 |
|
100 |
2 |
1.300 |
– |
1.500 |
217 |
263 |
309 |
389 |
|
107 |
3 |
1.500 |
– |
1.700 |
231 |
280 |
329 |
389 |
|
114 |
4 |
1.700 |
– |
1.900 |
245 |
297 |
349 |
401 |
|
121 |
5 |
1.900 |
– |
2.100 |
259 |
314 |
369 |
424 |
|
128 |
6 |
2.100 |
– |
2.300 |
273 |
331 |
389 |
447 |
|
135 |
7 |
2.300 |
– |
2.500 |
287 |
348 |
409 |
471 |
|
142 |
8 |
2.500 |
– |
2.800 |
303 |
368 |
432 |
497 |
|
150 |
9 |
2.800 |
– |
3.200 |
324 |
392 |
461 |
530 |
|
160 |
10 |
3.200 |
– |
3.600 |
344 |
417 |
490 |
563 |
|
170 |
11 |
3.600 |
– |
4.000 |
364 |
441 |
519 |
596 |
|
180 |
12 |
4.000 |
– |
4.400 |
384 |
466 |
548 |
629 |
|
190 |
13 |
4.400 |
– |
4.800 |
404 |
490 |
576 |
662 |
|
200 |
|
über |
|
4.800 |
nach den Umständen des Falles |
Die Vomhundertsätze Ost ab Gruppe b) sind gem. § 1612a Abs. 2 Satz 1 BGB zu errechnen (z.B. 194 € : 186 €= 104,3 %). Die 135 %-Grenze Ost für die Kindergeldanrechnung nach § 1612b Abs. 5 BGB beträgt in den drei Altersstufen 252 € bzw. 306 € bzw. 361 €. Die 150 %-Grenze Ost für das vereinfachte Verfahren (§ 645 Abs. 1 ZPO) beläuft sich in den drei Altersstufen auf 279 € bzw. 339 € bzw. 401 €.
II. Kindergeldverrechnungstabelle (Stand: 01.07.2007)
Kindergeldanrechnung nach § 1612b Abs. 5 BGB:
Kind |
Gruppe der BT |
1. Altersstufe |
2. Altersstufe |
3. Altersstufe |
||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. bis 3. Kind |
a) [bis 1.000] |
186 – |
11 |
= 175 |
226 – |
0 |
= 226 |
267 – |
0 |
= 267 |
ab 4. Kind |
a) [bis 1.000] |
186 – |
23,50 |
= 162,50 |
226 – |
9,50 |
= 216,50 |
267 – |
0 |
= 267 |
1. bis 3. Kind |
b) [1.000 – 1.150] |
194 – |
19 |
= 175 |
236 – |
7 |
= 229 |
278 – |
0 |
= 278 |
ab 4. Kind |
b) [1.000 – 1.150] |
194 – |
31,50 |
= 162,50 |
236 – |
19,50 |
= 216,50 |
278 – |
6,50 |
= 271,50 |
1. bis 3. Kind |
1 [bis 1.300] |
202 – |
27 |
= 175 |
245 – |
16 |
= 229 |
288 – |
4 |
= 284 |
ab 4. Kind |
1 [bis 1.300] |
202 – |
39,50 |
= 162,50 |
245 – |
28,50 |
= 216,50 |
288 – |
16,50 |
= 271,50 |
1. bis 3. Kind |
2 [1.300 – 1.500] |
217 – |
42 |
= 175 |
263 – |
34 |
= 229 |
309 – |
25 |
= 284 |
ab 4. Kind |
2 [1.300 – 1.500] |
217 – |
54,50 |
= 162,50 |
263 – |
46,50 |
= 216,50 |
309 – |
37,50 |
= 271,50 |
1. bis 3. Kind |
3 [1.500 – 1.700] |
231 – |
56 |
= 175 |
280 – |
51 |
= 229 |
329 – |
45 |
= 284 |
ab 4. Kind |
3 [1.500 – 1.700] |
231 – |
68,50 |
= 162,50 |
280 – |
63,50 |
= 216,50 |
329 – |
57,50 |
= 271,50 |
1. bis 3. Kind |
4 [1.700 – 1.900] |
245 – |
70 |
= 175 |
297 – |
68 |
= 229 |
349 – |
65 |
= 284 |
ab 4. Kind |
4 [1.700 – 1.900] |
245 – |
82,50 |
= 162,50 |
297 – |
80,50 |
= 216,50 |
349 – |
77,50 |
= 271,50 |
1. bis 3. Kind |
135 %-Grenze Ost |
252 – |
77 |
= 175 |
306 – |
77 |
= 229 |
361 – |
77 |
= 284 |
ab 4. Kind |
135 %-Grenze Ost |
252 – |
89,50 |
= 162,50 |
306 – |
89,50 |
= 216,50 |
361 – |
89,50 |
= 271,50 |
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