OLG Köln: Unterhaltsleitlinien (Stand: 01.07.2007)
Die Familiensenate des OLG Köln verwenden diese Leitlinien für den Regelfall, um eine in praktisch bedeutsamen Unterhaltsfragen möglichst einheitliche Rechtsprechung zu erreichen. Die Leitlinien können die Richter nicht binden. Sie sollen die angemessene Lösung des Einzelfalls – das gilt auch für die „Tabellen-Unterhaltssätze“ – nicht antasten.
Die Leitlinien folgen der Düsseldorfer Tabelle und den Süddeutschen Leitlinien, weichen jedoch in Einzelfragen davon ab.
I. Unterhaltsrechtliches Einkommen
Bei der Ermittlung und Zurechnung von Einkommen ist stets zu unterscheiden, ob es um Verwandten- oder Ehegattenunterhalt sowie ob es um Bedarfsbemessung einerseits oder Feststellung der Bedürftigkeit/Leistungsfähigkeit andererseits geht.
Das unterhaltsrechtliche Einkommen ist nicht immer identisch mit dem steuerrechtlichen Einkommen.
1. Geldeinnahmen
|
|||||||||||||||||||||||
2. Sozialleistungen
|
|||||||||||||||||||||||
3. Kindergeld Kindergeld wird nicht zum Einkommen gerechnet (vgl. Nr. 14). |
|||||||||||||||||||||||
4. Geldwerte Zuwendungen des Arbeitgebers Geldwerte Zuwendungen aller Art des Arbeitgebers, z.B. Firmenwagen oder freie Kost und Logis, sind Einkommen, soweit sie entsprechende Eigenaufwendungen ersparen. |
|||||||||||||||||||||||
5. Wohnwert Der Wohnvorteil durch mietfreies Wohnen im eigenen Heim ist als wirtschaftliche Nutzung des Vermögens unterhaltsrechtlich wie Einkommen zu behandeln. Neben dem Wohnwert sind auch Zahlungen nach dem Eigenheimzulagengesetz anzusetzen. Ein Wohnvorteil liegt nur vor, soweit der Wohnwert den berücksichtigungsfähigen Schuldendienst (Zins und beim Trennungsunterhalt in der Regel auch Tilgung), erforderliche Instandhaltungskosten sowie die verbrauchsunabhängigen Kosten, mit denen ein Mieter üblicherweise nicht belastet wird, übersteigt. Auszugehen ist vom vollen Mietwert. Wenn es nicht möglich oder nicht zumutbar ist, die Wohnung aufzugeben und das Objekt zu vermieten oder zu veräußern, kann statt dessen die ersparte Miete angesetzt werden, die angesichts der wirtschaftlichen Verhältnisse angemessen wäre. Dies kommt insbesondere für die Zeit bis zur Rechtskraft der Scheidung in Betracht, wenn ein Ehegatte das Eigenheim allein bewohnt. |
|||||||||||||||||||||||
6. Haushaltsführung Führt jemand einem leistungsfähigen Dritten den Haushalt, so ist hierfür ein Einkommen anzusetzen. Bei Haushaltsführung durch einen Nichterwerbstätigen können in der Regel 200–550 € angesetzt werden. |
|||||||||||||||||||||||
7. Einkommen aus unzumutbarer Erwerbstätigkeit Einkommen aus unzumutbarer Erwerbstätigkeit kann nach Billigkeit ganz oder teilweise unberücksichtigt bleiben. |
|||||||||||||||||||||||
8. Freiwillige Zuwendungen Dritter Freiwillige Zuwendungen Dritter (z.B. Geldleistungen, kostenloses Wohnen) sind nur als Einkommen zu berücksichtigen, wenn dies dem Willen des Dritten entspricht. |
|||||||||||||||||||||||
9. Erwerbsobliegenheit und Einkommensfiktion Einkommen können auch aufgrund einer unterhaltsrechtlichen Obliegenheit erzielbare Einkünfte sein. |
|||||||||||||||||||||||
10. Bereinigung des Einkommens
|
Kindesunterhalt
11. Bemessungsgrundlage (Tabellenunterhalt) Der Barunterhalt minderjähriger und noch im elterlichen Haushalt lebender volljähriger Kinder bestimmt sich nach den Sätzen der Düsseldorfer Tabelle (Anlage 1). Bei minderjährigen Kindern kann er als Festbetrag oder als Vomhundertsatz des Regelbetrags geltend gemacht werden.
|
|||||||||||
12. Minderjährige Kinder
|
|||||||||||
13. Volljährige Kinder
|
|||||||||||
14. Verrechnung des Kindergeldes Es wird nach § 1612b BGB ausgeglichen. Zur Verrechnung bei Minderjährigen nach § 1612b Abs. 5 BGB siehe Verrechnungstabelle Anhang 2. |
Ehegattenunterhalt
15. Unterhaltsbedarf
15.1 Bei der Bedarfsbemessung darf nur eheprägendes Einkommen berücksichtigt werden. Bei Aufnahme oder Ausdehnung einer Erwerbstätigkeit nach Trennung/Scheidung ist das (Mehr)einkommen als Surrogat der Haushaltsführung und damit als prägend anzusehen. |
|||||||||||||
15.2 Es gilt der Halbteilungsgrundsatz, wobei jedoch Erwerbseinkünfte nur zu 6/7 zu berücksichtigen sind (Abzug von 1/7 Erwerbstätigenbonus vom bereinigten Nettoeinkommen). Leistet ein Ehegatte auch Unterhalt für ein Kind und hat dies die ehelichen Lebensverhältnisse geprägt, so wird sein Einkommen vor Ermittlung des Erwerbstätigenbonus um diesen Unterhalt (Tabellenbetrag) bereinigt (vgl. auch Nr. 23.1). |
|||||||||||||
15.3 Bei sehr guten Einkommensverhältnissen des Pflichtigen kommt eine konkrete Bedarfsberechnung in Betracht. |
|||||||||||||
15.4 Werden Altervorsorge-, Kranken- und Pflegeversicherungskosten vom Berechtigten gesondert geltend gemacht oder vom Verpflichteten bezahlt, sind diese vom Einkommen des Pflichtigen vorweg abzuziehen. Der Vorwegabzug unterbleibt, soweit nicht verteilte Mittel zur Verfügung stehen, z.B. durch Anrechnung nicht prägenden Einkommens des Berechtigten auf seinen Bedarf. |
|||||||||||||
15.5 Trennungsbedingter Mehrbedarf ist nur zu berücksichtigen, wenn die Abzugsmethode hinsichtlich nicht prägender Einkommensteile angewandt wird. |
|||||||||||||
16. Bedürftigkeit Eigene Einkünfte des Berechtigten sind auf den Bedarf anzurechnen, wobei das bereinigte Nettoerwerbseinkommen um den Erwerbstätigenbonus (1/7) zu vermindern ist. |
|||||||||||||
17. Erwerbsobliegenheit Sie richtet sich nach der Dauer der Ehe, Alter und Zahl der betreuungsbedürftigen Kinder (vgl. Nr. 17.1), auch der nicht gemeinschaftlichen. Die Maßstäbe sind beim Trennungsunterhalt tendenziell großzügiger, niemals aber strenger als beim nachehelichen Unterhalt.
|
Weitere Unterhaltsansprüche
18. Ansprüche nach § 1615l BGB Der Bedarf nach § 1615l BGB bemisst sich nach der Lebensstellung des betreuenden Elternteils. Er beträgt mindestens 770 €. |
|
19. Elternunterhalt Beim Bedarf der Eltern sind Leistungen zur Grundsicherung nach §§ 41 ff. SGB XII zu berücksichtigen (vgl. Nr. 2.9). |
|
20. Lebenspartnerschaft Bei Getrenntleben oder Aufhebung der Lebenspartnerschaft gelten §§ 12, 16 LPartG. |
Leistungsfähigkeit und Mangelfall
21. Selbstbehalt
|
|||||||||||||||||||||
22. Bedarf des mit dem Pflichtigen zusammenlebenden Ehegatten
|
|||||||||||||||||||||
23. Mangelfall
|
|||||||||||||||||||||
24. Rundung Der Unterhaltsbetrag ist auf volle Euro aufzurunden. |
|||||||||||||||||||||
25. Ost-West-Fälle Bei sog. Ost-West-Fällen richtet sich der Bedarf des Kindes nach der an seinem Wohnsitz geltenden Unterhaltstabelle, der Selbstbehalt des Pflichtigen nach den an dessen Wohnsitz geltenden Selbstbehaltssätzen. |
|||||||||||||||||||||
Wegen der unterschiedlichen Selbstbehalte gegenüber minderjährigen Kindern und Ehegatten empfiehlt es sich, die Mangelfallberechnung mit dem Eigenbedarf gegenüber dem Ehegatten zu beginnen. Dadurch ergibt sich ein endgültiger Ehegattenunterhalt. Der Kindesunterhalt ist um die Differenz zwischen dem notwendigen Selbstbehalt gegenüber minderjährigen Kindern und dem Eigenbedarf gegenüber dem Ehegatten verhältnismäßig entsprechend dem Unterhaltsbedarf der Kinder bis zum Regelbetrag zu erhöhen.
|
|||||||||||||||||||||
Beispiel: Bereinigtes Nettoeinkommen des Unterhaltspflichtigen (M): 1.500 €. Unterhalt für zwei unterhaltsberechtigte Kinder im Alter von 4 Jahren (K1) und 8 Jahren (K2), die bei der ebenfalls unterhaltsberechtigten geschiedenen, nicht erwerbstätigen Ehefrau und Mutter (F) leben. F bezieht das Kindergeld.
Aufstockung des Kindesunterhalts:
Eine Korrektur dieser Beträge ist nicht veranlasst. |
Anhang
Düsseldorfer Tabelle (Stand: 01.07.2007)
Nettoeinkommen des Barunterhaltspflichtigen (Anm. 3, 4) |
Vomhundertsatz der Regelbeträge |
Bedarfskontrollbetrag (Anm. 6) |
|||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
0–5 |
6–11 |
12–17 |
ab 18 |
||||||
1. |
|
bis |
1300 |
202 |
245 |
288 |
389 |
100 |
770/900 |
2. |
1300 |
– |
1500 |
217 |
263 |
309 |
389 |
107 |
950 |
3. |
1500 |
– |
1700 |
231 |
280 |
329 |
389 |
114 |
1000 |
4. |
1700 |
– |
1900 |
245 |
297 |
349 |
401 |
121 |
1050 |
5. |
1900 |
– |
2100 |
259 |
314 |
369 |
424 |
128 |
1100 |
6. |
2100 |
– |
2300 |
273 |
331 |
389 |
447 |
135 |
1150 |
7. |
2300 |
– |
2500 |
287 |
348 |
409 |
471 |
142 |
1200 |
8. |
2500 |
– |
2800 |
303 |
368 |
432 |
497 |
150 |
1250 |
9. |
2800 |
– |
3200 |
324 |
392 |
461 |
530 |
160 |
1350 |
10. |
3200 |
– |
3600 |
344 |
417 |
490 |
563 |
170 |
1450 |
11. |
3600 |
– |
4000 |
364 |
441 |
519 |
596 |
180 |
1550 |
12. |
4000 |
– |
4400 |
384 |
466 |
548 |
629 |
190 |
1650 |
13. |
4400 |
– |
4800 |
404 |
490 |
576 |
662 |
200 |
1750 |
|
|
über |
4800 |
nach den Umständen des Falles |
2. Kindergeldverrechnungstabelle (Stand: 01.07.2007)
Kind |
Gruppe der DT |
1. Altersstufe |
2. Altersstufe |
3. Altersstufe |
||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. bis 3. Kind |
1 [bis 1.300] |
202 – |
6 |
= 196 |
245 – |
0 |
= 245 |
288 – |
0 |
= 288 |
ab 4. Kind |
1 [bis 1.300] |
202 – |
18,50 |
= 183,50 |
245 – |
3,50 |
=241,50 |
288 – |
0 |
= 288 |
1. bis 3. Kind |
2 [1.300 – 1.500] |
217 – |
21 |
= 196 |
263 – |
9 |
= 254 |
309 – |
0 |
= 309 |
ab 4. Kind |
2 [1.300 – 1.500] |
217 – |
33,50 |
= 183,50 |
263 – |
21,50 |
= 241,50 |
309 – |
9,50 |
= 299,50 |
1. bis 3. Kind |
3 [1.500 – 1.700] |
231 – |
35 |
= 196 |
280 – |
26 |
= 254 |
329 – |
17 |
= 312 |
ab 4. Kind |
3 [1.500 – 1.700] |
231 – |
47,50 |
= 183,50 |
280 – |
38,50 |
= 241,50 |
329 – |
29,50 |
= 299,50 |
1. bis 3. Kind |
4 [1.700 – 1.900] |
245 – |
49 |
= 196 |
297 – |
43 |
= 254 |
349 – |
37 |
= 312 |
ab 4. Kind |
4 [1.700 – 1.900] |
245 – |
61,50 |
= 183,50 |
297 – |
55,50 |
= 241,50 |
349 – |
49,50 |
= 299,50 |
1. bis 3. Kind |
5 [1.900 – 2.100] |
259 – |
63 |
= 196 |
314 – |
60 |
= 254 |
369 – |
57 |
= 312 |
ab 4. Kind |
5 [1.900 – 2.100] |
259 – |
75,50 |
= 183,50 |
314 – |
72,50 |
= 241,50 |
369 – |
69,50 |
= 299,50 |
1. bis 3. Kind |
6 [2.100 – 2.300] |
273 – |
77 |
= 196 |
331 – |
77 |
= 254 |
389 – |
77 |
= 312 |
ab 4. Kind |
6 [2.100 – 2.300] |
273 – |
89,50 |
= 183,50 |
331 – |
89,50 |
= 241,50 |
389 – |
89,50 |
= 299,50 |
© 2024 Deubner Recht & Steuern
|