Unterhaltsrechtliche Leitlinien der Familiensenate des KG (Stand: 01.01.2023)
Das KG verwendet diese Leitlinien als Orientierungshilfe für den Regelfall unter Beachtung der Rechtsprechung des BGH, wobei die Angemessenheit des Ergebnisses in jedem Fall zu überprüfen ist. Sie entsprechen im Aufbau den Leitlinien anderer Oberlandesgerichte, inhaltlich ergibt sich nicht in allen Punkten eine Übereinstimmung.
Unterhaltsrechtlich maßgebendes Einkommen
Bei der Ermittlung und Zurechnung von Einkommen ist stets zu unterscheiden, ob es um Verwandten- oder Ehegattenunterhalt sowie ob es um Bedarfsbemessung einerseits oder Feststellung der Bedürftigkeit/Leistungsfähigkeit andererseits geht. Das unterhaltsrechtliche Einkommen ist nicht immer identisch mit dem steuerrechtlichen Einkommen.
1. Geldeinnahmen |
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2. Sozialleistungen
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3. Kindergeld Kindergeld wird nicht zum Einkommen gerechnet (vgl. Nr. 14). |
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4. Geldwerte Zuwendungen des Arbeitgebers Geldwerte Zuwendungen aller Art des Arbeitgebers, z.B. Firmenwagen oder freie Kost und Logis, sind Einkommen, soweit sie entsprechende Eigenaufwendungen ersparen. |
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5. Wohnwert Der Wohnvorteil durch mietfreies Wohnen im eigenen Heim ist als wirtschaftliche Nutzung des Vermögens unterhaltsrechtlich wie Einkommen zu behandeln. Neben dem Wohnwert sind auch Zahlungen nach dem Eigenheimzulagengesetz anzusetzen. Während der Trennungszeit bis zur endgültigen Vermögensauseinandersetzung oder bis zum endgültigen Scheitern der Ehe – also i.d.R. bis zur Rechtshängigkeit des Scheidungsantrags – ist der Vorteil mietfreien Wohnens nur in dem Umfang zu berücksichtigen, wie er sich als angemessene Wohnungsnutzung durch den in der Ehewohnung verbliebenen Ehegatten darstellt. Dabei ist auf den Mietzins abzustellen, den er auf dem örtlichen Wohnungsmarkt für eine dem ehelichen Lebensstandard entsprechende kleinere Wohnung zahlen müsste. Ein Wohnvorteil liegt vor, soweit dieser Wohnwert die Belastungen übersteigt, die durch allgemeine Grundstückskosten und -lasten, Zins- und Tilgungsleistungen und die verbrauchsunabhängigen Kosten, mit denen ein Mieter üblicherweise nicht belastet wird, entstehen. Nach diesem Zeitpunkt ist der objektive Mietwert maßgeblich. Bei einem selbstgenutzten Eigenheim ist auf die unterhaltsrechtlich angemessene Miete abzustellen; es besteht aber eine Obliegenheit zur wirtschaftlichen Nutzung des Eigentums. Bei den gegenzurechnenden Kosten sind neben den Zinsen die Tilgungsleistungen bis zur Höhe des Wohnvorteils zu berücksichtigen, ohne dass dadurch die Befugnis geschmälert würde, Vorsorgeaufwendungen nach Nr. 10.1.2 geltend zu machen (BGH, FamRZ 2018, 1506 Rz. 31; BGH, FamRZ 2017, 519 Rz. 33 f.). Zins- und Tilgungsleistungen auf den Kredit zur Finanzierung einer selbstgenutzten Immobilie können grundsätzlich auch beim Kindesunterhalt bis zur Höhe des Wohnvorteils berücksichtigt werden. Dabei gilt im Rahmen von § 1603 Abs. 1 BGB ein großzügigerer, im Anwendungsbereich von § 1603 Abs. 2 BGB ein strengerer Maßstab für eine Berücksichtigung. Sobald der Mindestunterhalt eines minderjährigen Kindes gefährdet ist, kann eine Obliegenheit zur Tilgungsstreckung bestehen (BGH FamRZ 2022, 781 Rz. 13ff., 20). |
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6. Haushaltsführung Führt jemand einem leistungsfähigen Dritten den Haushalt, so ist hierfür ein Einkommen anzusetzen; bei Haushaltsführung durch einen Nichterwerbstätigen geschieht das i.d.R. mit einem Betrag von 200–550 €. |
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7. Einkommen aus unzumutbarer Erwerbstätigkeit Einkommen aus unzumutbarer Erwerbstätigkeit kann nach Billigkeit ganz oder teilweise unberücksichtigt bleiben. |
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8. Freiwillige Zuwendungen Dritter Freiwillige Zuwendungen (z.B. Geldleistungen, kostenloses Wohnen) Dritter sind als Einkommen anzusehen, wenn dies ihrer Zielrichtung entspricht. |
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9. Erwerbsobliegenheit und Einkommensfiktion Inwieweit aufgrund einer Erwerbsobliegenheit erzielbare Einkünfte als Einkommen gelten, richtet sich nach den Umständen des Einzelfalls. Dies gilt auch für erzielbare Einkünfte aus Nutzung von Vermögen. |
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10. Bereinigung des Einkommens
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Kindesunterhalt
11. Bemessungsgrundlage Der Barunterhalt minderjähriger und noch im elterlichen Haushalt lebender volljähriger unverheirateter Kinder bestimmt sich nach den Sätzen der Düsseldorfer Tabelle (vgl. Anhang I).
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12. Minderjährige Kinder
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13. Volljährige Kinder
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14. Verrechnung des Kindergeldes Kindergeld wird nach § 1612b BGB auf den Bedarf des Kindes angerechnet. |
Ehegattenunterhalt
15. Unterhaltsbedarf
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16. Bedürftigkeit Eigene Einkünfte des Berechtigten sind auf den Bedarf anzurechnen, wobei das bereinigte Nettoerwerbseinkommen um den Erwerbstätigenbonus zu vermindern ist. Inwieweit der Vermögensstamm zur Deckung des laufenden Unterhalts einzusetzen ist, hängt von den Umständen des Einzelfalls ab. |
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17. Erwerbsobliegenheit
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Weitere Unterhaltsansprüche
18. Ansprüche nach § 1615l BGB Der Bedarf nach § 1615l BGB bemisst sich nach der Lebensstellung des betreuenden Elternteils. Er beträgt mindestens 1.120 € (vgl. Nr. 21.2). Ist die Mutter verheiratet oder geschieden, ergibt sich ihr Bedarf aus den ehelichen Lebensverhältnissen. Bezüglich der Erwerbsobliegenheit und der Dauer des Anspruchs gilt Nr. 17.1 entsprechend. |
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19. Elternunterhalt Beim Bedarf der Eltern sind Leistungen zur Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach §§ 41 ff. SGB XII zu berücksichtigen (vgl. Nr. 2.9). |
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20. Lebenspartnerschaft Unterhaltsansprüche nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz sind nicht Gegenstand der Leitlinien. |
Leistungsfähigkeit und Mangelfall
21. Selbstbehalt
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22. Bedarf des mit dem Pflichtigen zusammenlebenden Ehegatten
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23. Bedarf des vom Pflichtigen getrenntlebenden oder geschiedenen Ehegatten
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24. Mangelfall
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Anhang
Düsseldorfer Tabelle (Stand 01.01.2023)
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Nettoeinkommen des/der Barunterhaltspflichtigen |
Altersstufen in Jahren – alle Beträge in Euro – |
Prozentsatz |
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---|---|---|---|---|---|---|---|---|
|
|
0–5 |
6–11 |
12–17 |
ab 18 |
|
||
1. |
bis 1.900 |
437 |
502 |
588 |
628 |
100 |
||
2. |
1.901 |
– |
2.300 |
459 |
528 |
618 |
660 |
105 |
3. |
2.301 |
– |
2.700 |
481 |
553 |
647 |
691 |
110 |
4. |
2.701 |
– |
3.100 |
503 |
578 |
677 |
723 |
115 |
5. |
3.101 |
– |
3.500 |
525 |
603 |
706 |
754 |
120 |
6. |
3.501 |
– |
3.900 |
560 |
643 |
753 |
804 |
128 |
7. |
3.901 |
– |
4.300 |
595 |
683 |
800 |
855 |
136 |
8. |
4.301 |
– |
4.700 |
630 |
723 |
847 |
905 |
144 |
9. |
4.701 |
– |
5.100 |
665 |
764 |
894 |
955 |
152 |
10. |
5.101 |
– |
5.500 |
700 |
804 |
941 |
1.005 |
160 |
11. |
5.501 |
– |
6.200 |
735 |
844 |
988 |
1.056 |
168 |
12. |
6.201 |
– |
7.000 |
770 |
884 |
1.035 |
1.106 |
176 |
13. |
7.001 |
– |
8.000 |
805 |
924 |
1.082 |
1.156 |
184 |
14. |
8.001 |
– |
9.500 |
840 |
964 |
1.129 |
1.206 |
192 |
15. |
9.501 |
– |
11.000 |
874 |
1.004 |
1.176 |
1.256 |
200 |
Zahlbeträge
Die folgende Tabelle enthält die sich nach Abzug des jeweiligen Kindergeldanteils (hälftiges Kindergeld bei Minderjährigen, volles Kindergeld bei Volljährigen) ergebenden Zahlbeträge. Im Jahr 2023 beträgt das Kindergeld einheitlich je Kind 250 €.
Kindergeld: 250 € |
0–5 |
6–11 |
12–17 |
ab 18 |
% |
|||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. |
bis 1.900 |
312 |
377 |
463 |
378 |
100 |
||
2. |
1.901 |
– |
2.300 |
334 |
403 |
493 |
410 |
105 |
3. |
2.301 |
– |
2.700 |
356 |
428 |
522 |
441 |
110 |
4. |
2.701 |
– |
3.100 |
378 |
453 |
552 |
473 |
115 |
5. |
3.101 |
– |
3.500 |
400 |
478 |
581 |
504 |
120 |
6. |
3.501 |
– |
3.900 |
435 |
518 |
628 |
554 |
128 |
7. |
3.901 |
– |
4.300 |
470 |
558 |
675 |
605 |
136 |
8. |
4.301 |
– |
4.700 |
505 |
598 |
722 |
655 |
144 |
9. |
4.701 |
– |
5.100 |
540 |
639 |
769 |
705 |
152 |
10. |
5.101 |
– |
5.500 |
575 |
679 |
816 |
755 |
160 |
11. |
5.501 |
– |
6.200 |
610 |
719 |
863 |
806 |
168 |
12. |
6.201 |
– |
7.000 |
645 |
759 |
910 |
856 |
176 |
13. |
7.001 |
– |
8.000 |
680 |
799 |
957 |
906 |
184 |
14. |
8.001 |
– |
9.500 |
715 |
839 |
1.004 |
956 |
192 |
15. |
9.501 |
– |
11.000 |
749 |
879 |
1.051 |
1.006 |
200 |
Tabellarische Zusammenstellung der Bedarfssätze und der Selbstbehalte
Bedarfssätze |
|
I. Regelbedarf eines volljährigen Kindes, das nicht im Haushalt eines Elternteils lebt (Nr. 13.1.2) |
930 € |
II. Mindestbedarf eines nach § 1615l BGB Berechtigten und anderer Unterhaltsbedürftiger, die nicht Kinder oder (geschiedene) Ehegatten sind (Nr. 18) |
1.120 € |
Selbstbehaltssätze |
|
III. Monatlicher Selbstbehalt gegenüber minderjährigen und ihnen gleichgestellten (§ 1603 Abs. 2 BGB) Kindern (Nr. 21.2) |
|
a) des erwerbstätigen Unterhaltsverpflichteten |
1.370 € |
b) des nichterwerbstätigen Unterhaltsverpflichteten |
1.120 € |
IV. Monatlicher Selbstbehalt gegenüber anderen Kindern (Nr. 21.3.1) |
1.650 € |
V. Monatlicher Selbstbehalt gegenüber Ansprüchen nach § 1615l BGB (Nr. 21.3.2) |
|
a) des erwerbstätigen Unterhaltsverpflichteten |
1.510 € |
b) des nichterwerbstätigen Unterhaltsverpflichteten |
1.385 € |
VI. Monatlicher Selbstbehalt gegenüber dem getrenntlebenden und dem geschiedenen Ehegatten (Nr. 21.4) |
|
a) des erwerbstätigen Unterhaltsverpflichteten |
1.510 € |
b) des nichterwerbstätigen Unterhaltsverpflichteten |
1.385 € |
VII. Bedarf des mit dem Pflichtigen zusammenlebenden Ehegatten (Nr. 22) 1. gegenüber nachrangigen (geschiedenen) Ehegatten mindestens 2. gegenüber nicht unter § 1603 Abs. 2 BGB fallenden Kindern |
1.208 € 1.320 € |
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