1. Ein Bürger der ehemaligen DDR - hier: Hochschullehrer -, der wegen Vorbereitung eines ungesetzlichen Grenzübertritts beim MfS denunziert und daraufhin verurteilt worden ist, hat gegen den Denunzianten einen Anspruch auf Ersatz des durch die Verurteilung und das anschließende Berufs- und Publikationsverbot entstandenen Schadens. 2. a) Die Frage, ob zugunsten des Denunzianten die Rechtfertigungsgründe gem. § 225 Abs. 1 Nr. 5 StGB-DDR a.F. (Pflicht zur Anzeige einer beabsichtigten Republikflucht) bzw. gem. § 92 Nr. 6, § 93 Abs. 1 StPO-DDR (Pflicht zur Anzeigeerstattung) eingreifen, bedarf keiner Entscheidung; ebenso kann dahinstehen, ob eine nach diesen Vorschriften etwa gegebene Rechtfertigung deswegen entfällt, weil sich der Täter durch die Denunziation nach § 241 a StGB-BRD (Politische Verdächtigung) strafbar gemacht hat. b. Mögliche Folge einer Anwendung der Rechtfertigungsvorschriften des DDR-Rechts wäre die Beurteilung der Denunziation als rechtmäßig, so daß der Denunziant nicht für den Schaden einstehen müßte. Ein solches Ergebnis steht jedoch offensichtlich in eklatantem Widerspruch zu deutschen Gerechtigkeitsvorstellungen und ist mit wesentlichen Grundsätzen des deutschen Rechts unvereinbar; es verstößt damit gegen die - insoweit im innerdeutschen Kollisionsrecht anwendbare - Vorschrift des Art. 6 EGBGB (ordre public). 3. a) Der Schadensersatzanspruch umfaßt den Einkommens- und Honorarausfall sowie den auf entschädigungsloser Einziehung beruhenden Sachschaden. b) Eine Berücksichtigung der Haftentschädigung kommt insoweit nicht in Betracht; ebensowenig sind »während der Haft ersparte Aufwendungen« anzurechnen.