1. In der Regel liegt es innerhalb des Rahmens richterlicher Sachkunde, aufgrund eigener Kenntnisse und Erfahrungen festzustellen, ob hinreichende tatsächliche Anzeichen für den Ausschluß oder eine erhebliche Verminderung der Einsichts- oder Steuerungsfähigkeit (§§ 20, 21 StGB) bei einem Drogenabhängigen vorliegen. 2. Geben die Persönlichkeit des Angeklagten, seine Lebensgeschichte, sein Suchtverhalten oder die Umstände seiner Tat Anlaß zu Zweifeln an seiner Schuldfähigkeit, und muß der Tatrichter deshalb entscheiden, ob eine drogenbedingte krankhafte seelische Störung oder eine schwere seelische Abartigkeit vorliegen, so reicht für die insoweit notwendige Beurteilung regelmäßig die richterliche Sachkunde nicht aus. Für die Beantwortung der sich dann stellenden Fragen ist vielmehr ein weiterreichendes medizinisch-psychiatrisches Spezialwissen erforderlich, das meist selbst über die gewöhnliche ärztliche Fachkunde weit hinausgeht. 3. Nicht lediglich akute Zustände von Rausch oder Entzugserscheinungen können Einfluß auf die Schuldfähigkeit des drogenabhängigen Angeklagten gehabt haben, sondern auch - und vor allem - eine durch langjährigen Drogenmißbrauch hervorgerufene allgemeine Persönlichkeitsveränderung oder die Steigerung der Sucht zu einem derart unwiderstehlichen Drang, daß er nicht anders handeln konnte.