Bei einer Äußerung zur Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung in einem gerichtlichen Verfahren sind bei der Anwendung des § 193 StGB die Auswirkung des Rechtsstaatsprinzips auf die durch Art. 2 Abs. 1 GG grundrechtlich geschützte Betätigungsfreiheit zu berücksichtigen. Eine zur Wahrung von Rechtspositionen abgegebene ehrenrührige Äußerung muß jedoch immer im Hinblick auf die konkrete Prozeßsituation zur Rechtswahrung geeignet und erforderlich erscheinen sowie der Rechtsgüter- und Pflichtenlage angemessen sein. Allerdings darf ein Rechtsanwalt die Interessen seines Mandanten gegenüber Gerichten und Behörden durchaus mit Nachdruck, unter Umständen auch mit drastischen Worten vertreten. Jedoch ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu beachten; mißbräuchliches Vorbringen kann nicht durch § 193 StGB gerechtfertigt sein. Rechtsmißbräuchlich sind dabei bewußt unwahre Tatsachenbehauptungen sowie ehrverletzende Äußerungen, die in keinem inneren Zusammenhang zur Verteidigung der geltend gemachten Rechte stehen oder deren Unhaltbarkeit auf der Hand liegt.