1. Zu Verfassungsrechtsfragen im Zusammenhang mit einer sog. dynamischen Verweisung. 2. Verweist eine Rechtsvorschrift auf andere Bestimmungen, so wird deren Inhalt nach Rang und Geltungskraft Bestandteil der verweisenden Vorschrift. 3. Bei einer dynamischen Verweisung handelt es sich weder um eine Delegation von Gesetzgebungsbefugnissen im Sinn des Art. 70 Abs. 3 BV noch um eine Rechtsetzungsermächtigung im Sinn des Art. 55 Nr. 2 Satz 3 BV. 4. Das in Art. 2 und 4 BV verankerte Demokratieprinzip gebietet, daß die Rechtsordnung auf einer Willensentschließung der vom Volk bestellten Gesetzgebungsorgane beruht. Bayerisches Landesrecht muß grundsätzlich vom Bayerischen Landtag getragen und verantwortet werden. 5. Eine dynamische Verweisung von einem Landesgesetz auf ein Bundesgesetz kann als ,,versteckte Verlagerung von Gesetzgebungsbefugnissen' unter dem Blickwinkel des Demokratieprinzips verfassungsrechtlich bedenklich sein, und zwar vor allen Dingen dann, wenn es sich um grundrechtsrelevante Regelungen handelt, bei denen der Gesetzesvorbehalt eine eigenverantwortliche Prüfung durch den zuständigen Gesetzgeber erfordert, oder wenn die verweisende und die in Bezug genommene Vorschrift zu ganz verschiedenen Rechtsbereichen gehören. 6. Der bayerische Gesetzgeber durfte im Interesse einer einheitlichen Rechtsanwendung bei Abgaben, die der Bürger nach Bundesrecht und Landesrecht zu entrichten hat, die umgrenzte Rechtsmaterie der Verzinsung und der Säumniszuschläge im Wege einer dynamischen Verweisung auf Vorschriften der Abgabenordnung in ihrer jeweils geltenden Fassung regeln. Diese Nebenfolgen sind so eng mit dem Abgabenrecht in seiner herkömmlichen Form verbunden und für den Landesgesetzgeber so hinreichend überschaubar, daß der Inhalt der angefochtenen Regelung trotz der Verweisung demokratisch legitimiert ist. 7. Verweist der Landesgesetzgeber auf Bundesrecht in seiner jeweils geltenden Fassung, so muß er tätig werden, falls Änderungen des