»1. Dem Ausnahmecharakter der Regelung des § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB entsprechend sind besondere Umstände nur solche, die im Vergleich mit gewöhnlichen, durchschnittlichen, allgemeinen oder einfachen Milderungsgründen von besonderem Gewicht sind oder durch ihr Zusammentreffen ein solches Gewicht erlangen und eine Strafaussetzung zur Bewährung trotz des erheblichen Unrechts- oder Schuldgehalts der Tat als nicht unangebracht und den vom Strafrecht geschützten Interessen zuwiderlaufend erscheinen lassen. In die Bewertung fließen somit auch Umstände ein, die bereits in dem Urteil berücksichtigt worden sind; sie sind nicht etwa verbraucht. Das gilt nicht nur für günstige, sondern auch für ungünstige Umstände. 2.a) Grundlage der Vollzugsgestaltung ist für die Anstalt das Urteil. Sie darf und muß zwar ihre Vollzugsplanung an solchen Erkenntnissen ausrichten, die sie aus der Arbeit mit dem Gefangenen während des Vollzuges gewonnen hat. Die Anstalt überschreitet aber ihren Entscheidungsspielraum, wenn sie der Vollzugsplanung eine mit den Urteilsfeststellungen unvereinbare Auffassung zugrunde legt, daß der Gefangene zu Unrecht oder jedenfalls zu einer zu hohen Strafe verurteilt worden sei. b) Bei der Bewertung von Tat und Persönlichkeit des Verurteilten sind deshalb die Feststellungen im Urteil und nicht die abweichenden Auffassungen der Vollzugsanstalt zugrunde zu legen. Das gilt selbstverständlich auch für die nach § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB gebotene Prüfung, ob besondere Umstände vorliegen, die eine Entlassung aus der Strafhaft nach Verbüßung der Hälfte der Strafe rechtfertigen. 3.) Das Vollstreckungsgericht ist kein Wiederaufnahmegericht, sondern ist an die Urteilsfeststellungen gebunden und gehindert, zu Beweisergebnissen zu gelangen, die den Erkenntnissen des Tatrichters widersprechen.«