Kontakt : 0221 / 93 70 18 - 0
Wir durchsuchen unsere Datenbank

BVerfG - Entscheidung vom 08.11.2018

1 BvR 408/13

Normen:
GG Art. 3 Abs. 2
GG Art. 6 Abs. 1
GG Art. 14 Abs. 1 S. 1
BVerfGG § 23 Abs. 1 S. 2
BVerfGG § 92
BVerfGG § 93c Abs. 1 S. 1
ALG § 11 Abs. 1 Nr. 3
ALG § 21 Abs. 9 S. 4
RVG § 14 Abs. 1
RVG § 37 Abs. 2 S. 2
GG Art. 3 Abs. 2
GG Art. 6 Abs. 1
GG Art. 14 Abs. 1 S. 1
BVerfGG § 23 Abs. 1 S. 2
BVerfGG § 92
BVerfGG § 93c Abs. 1 S. 1
ALG § 11 Abs. 1 Nr. 3
ALG § 21 Abs. 9 S. 4
RVG § 14 Abs. 1
RVG § 37 Abs. 2 S. 2
ALG § 11 Abs. 1 Nr. 3
ALG § 21 Abs. 9 S. 4
BVerfGG § 23 Abs. 1 S. 2

BVerfG, Beschluss vom 08.11.2018 - Aktenzeichen 1 BvR 408/13

DRsp Nr. 2019/5224

Verfassungswidrigkeit der Hofabgabeklausel als Voraussetzung eines Rentenanspruchs nach dem ALG ; Unzulässigkeit der Verfassungsbeschwerde mangels hinreichender Substantiierung

Tenor

1.

Das Urteil des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen vom 19. Oktober 2011 - L 8 LW 16/11 -, der Gerichtsbescheid des Sozialgerichts Detmold vom 14. April 2011 - S. 22 LW 19/10 -, der Widerspruchsbescheid der Landwirtschaftlichen Alterskasse Nordrhein-Westfalen vom 28. Oktober 2010 - 1 054 468 8 - und der Bescheid der Landwirtschaftlichen Alterskasse Nordrhein-Westfalen vom 8. Juli 2010 - 221/0015906935 - verletzen den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Artikel 14 Absatz 1 Grundgesetz . Das Urteil des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen vom 19. Oktober 2011 - L 8 LW 16/11 - wird aufgehoben und das Verfahren an das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen zurückverwiesen. Damit werden die Beschlüsse des Bundessozialgerichts vom 29. August 2012 - B 10 LW 11/12 B - und vom 3. Januar 2013 - B 10 LW 7/12 C - gegenstandslos.

2.

Hinsichtlich des Beschlusses des Sozialgerichts Detmold vom 28. Juli 2011 - S. 22 LW 19/10 - wird die Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung angenommen.

3.

Die Bundesrepublik Deutschland hat dem Beschwerdeführer seine notwendigen Auslagen zu erstatten.

4.

Der Wert des Gegenstands der anwaltlichen Tätigkeit wird auf 50.000 € (in Worten: fünfzigtausend Euro) festgesetzt.

Normenkette:

ALG § 11 Abs. 1 Nr. 3 ; ALG § 21 Abs. 9 S. 4; BVerfGG § 23 Abs. 1 S. 2;

[Gründe]

Die Verfassungsbeschwerde betrifft die Verfassungsmäßigkeit der Abgabe des landwirtschaftlichen Unternehmens (sog. Hofabgabeklausel) als Voraussetzung eines Rentenanspruchs nach dem Gesetz über die Alterssicherung der Landwirte ( ALG ).

Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts hat durch Beschluss vom 23. Mai 2018 - 1 BvR 97/14, 1 BvR 2392/14 -, www.bverfg.de, entschieden, dass § 11 Abs. 1 Nr. 3 ALG in der Fassung des Art. 17 Nr. 6 des Gesetzes zur Anpassung der Regelaltersgrenze an die demografische Entwicklung und zur Stärkung der Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Altersgrenzenanpassungsgesetz) vom 20. April 2007 (BGBl I S. 554 <569>) mit Art. 14 Abs. 1 GG und in Verbindung mit § 21 Abs. 9 Satz 4 ALG in der Fassung des Art. 7 Nr. 1a des Dritten Gesetzes zur Änderung des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze vom 5. August 2010 (BGBl I S. 1127 <1132>) und in der Fassung des Art. 4 Nr. 5 des Gesetzes zur Neuordnung der Organisation der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (LSV-Neuordnungsgesetz - LSV-NOG) vom 12. April 2012 (BGBl I S. 579 <589 f.>) mit Art. 6 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 3 Abs. 2 GG unvereinbar ist.

Die Begründung der vorliegenden Verfassungsbeschwerde entspricht dem bereits entschiedenen Verfahren 1 BvR 2392/14. Demnach war ebenso zu entscheiden.

Hinsichtlich des Beschlusses des Sozialgerichts Detmold vom 28. Juli 2011 - S. 22 LW 19/10 - über die Nichtzulassung der Sprungrevision war die Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung anzunehmen. Annahmegründe nach § 93a Abs. 2 BVerfGG liegen nicht vor, da die Begründung der Verfassungsbeschwerde nicht den Anforderungen von §23 Abs. 1 Satz 2, § 92 BVerfGG entspricht. Der Beschwerdeführer hat nicht schlüssig und substantiiert dargelegt, inwiefern er wegen der Nichtzulassung der Sprungrevision in seinen Grundrechten oder grundrechtsgleichen Rechten verletzt sein könnte.

Die Auslagenentscheidung beruht auf § 34a Abs. 2 BVerfGG .

Unter Berücksichtigung der subjektiven und objektiven Bedeutung des Verfahrens und seiner Förderung durch die anwaltliche Tätigkeit (vgl. BVerfGE 79, 365 <369 f.>) war der Wert des Gegenstands der anwaltlichen Tätigkeit auf 50.000 € festzusetzen.

Diese Entscheidung ist unanfechtbar.

Vorinstanz: SG Detmold, vom 14.04.2011 - Vorinstanzaktenzeichen AZ: S. 22 LW 19/10
Vorinstanz: SG Detmold, vom 28.07.2011 - Vorinstanzaktenzeichen AZ: S. 22 LW 19/10
Vorinstanz: LSG Nordrhein-Westfalen, vom 19.10.2011 - Vorinstanzaktenzeichen L 8 LW 16/11
Vorinstanz: BSG, vom 03.01.2013 - Vorinstanzaktenzeichen B 10 LW 7/12 C
Vorinstanz: BSG, vom 29.08.2012 - Vorinstanzaktenzeichen B 10 LW 11/12 B