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BGH - Entscheidung vom 23.01.2018

VI ZR 453/17

Normen:
ZPO § 522 Abs. 2
ZPO § 708 Nr. 10
ZPO § 711 S. 1
ZPO § 719 Abs. 2

BGH, Beschluss vom 23.01.2018 - Aktenzeichen VI ZR 453/17

DRsp Nr. 2018/2011

Beantragung der einstweiligen Einstellung der Zwangsvollstreckung; Versäumung eines Vollstreckungsschutzantrags durch den Schuldner im Berufungsverfahren

Tenor

Der Antrag des Beklagten, die Zwangsvollstreckung aus dem Beschluss des Oberlandesgerichts Bamberg vom 4. Oktober 2017 in Verbindung mit dem Urteil des Landgerichts Hof vom 7. März 2017 einstweilig einzustellen, wird zurückgewiesen.

Normenkette:

ZPO § 522 Abs. 2 ; ZPO § 708 Nr. 10 ; ZPO § 711 S. 1; ZPO § 719 Abs. 2 ;

Gründe

I.

Der Beklagte ist durch Urteil des Landgerichts zur Zahlung von 161.191,46 € nebst Zinsen verurteilt worden. Das Oberlandesgericht hat die Berufung des Beklagten durch Beschluss gemäß § 522 Abs. 2 ZPO zurückgewiesen, das Urteil des Landgerichts gemäß § 708 Nr. 10 ZPO ohne Sicherheitsleistung für vorläufig vollstreckbar erklärt und dem Beklagten Abwendungsbefugnis gemäß § 711 Satz 1 ZPO eingeräumt. Nach fristgerechter Einlegung und Begründung der Nichtzulassungsbeschwerde hat der Beklagte beantragt, die Zwangsvollstreckung aus dem Beschluss des Oberlandesgerichts in Verbindung mit dem landgerichtlichen Urteil einstweilig einzustellen.

II.

Der Antrag hat keinen Erfolg.

Eine Einstellung der Zwangsvollstreckung nach § 719 Abs. 2 ZPO kommt nach der Rechtsprechung des Bundesgerichthofs nicht in Betracht, wenn der Schuldner es im Berufungsverfahren versäumt hat, einen Vollstreckungsschutzantrag (§ 712 ZPO ) zu stellen oder bei einem Übergehen eines derartigen Antrags durch das Berufungsgericht eine Ergänzung der Entscheidung gemäß §§ 716 , 321 ZPO zu beantragen (BGH, Beschlüsse vom 16. Juli 2013 - VIII ZR 34/13, GuT-W 2013, 108; vom 30. Juni 2008 - VIII ZR 98/08, WuM 2008, 613 ; vom 24. November 1999 - XII ZR 69/99, NJW-RR 2000, 746 ).

So liegt der Fall hier. Zwar hatte der Beklagte bereits in der Berufungsbegründung beantragt, ihm Vollstreckungsschutz gemäß § 712 ZPO zu gewähren. Das Berufungsgericht hat jedoch nur über den zugleich gestellten Antrag auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung gemäß § 719 Abs. 1 ZPO entschieden (Beschluss vom 9. August 2017), nicht aber über den Antrag gemäß § 712 ZPO , der, anders als der Antrag nach § 719 Abs. 1 ZPO , auf Vollstreckungsschutz gegenüber der Berufungsentscheidung abzielt (BGH, Beschlüsse vom 21. Januar 2016 - V ZB 175/13, juris Rn. 7 mwN; vom 2. Juli 2014 - XII ZR 65/14, MDR 2014, 926 Rn. 4). Der Ausspruch über die vorläufige Vollstreckbarkeit in dem die Berufung zurückweisenden Beschluss vom 4. Oktober 2017 ist auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO gestützt, der Antrag des Beklagten gemäß § 712 ZPO wird nicht erwähnt. Eine Ergänzung der Entscheidung gemäß §§ 716 , 321 ZPO , die auch möglich ist, wenn wie hier das Berufungsgericht durch Beschluss nach § 522 Abs. 2 ZPO entschieden hat (BGH, Beschluss vom 4. Juli 2017 - VIII ZR 101/17, WuM 2017, 607 Rn. 4) und die auch den Fall erfasst, dass ein Antrag nach § 712 ZPO übergangen wurde (vgl. BGH, Beschlüsse vom 16. Juli 2013 - VIII ZR 34/13, GuT-W 2013, 108; vom 30. Juni 2008 - VIII ZR 98/08, WuM 2008, 613 ; vom 24. November 1999 - XII ZR 69/99, NJW-RR 2000, 746 ; Götz in MünchKomm- ZPO , 5. Aufl., § 712 Rn. 2 und § 716 Rn. 1; Lackmann in Musielak/Voit, ZPO , 14. Aufl., § 716 Rn. 1; Giers in Kindl/Meller-Hannich/Wolf, Gesamtes Recht der Zwangsvollstreckung, 3. Aufl., § 716 Rn. 2, 5; Herget in Zöller, ZPO , 32. Aufl., § 716 Rn. 1; Kroppenberg in Prütting/Gehrlein, ZPO , 9. Aufl., § 716 Rn. 1; Seiler in Thomas/Putzo, ZPO , 38. Aufl., § 716 Rn. 1), hat der Beklagte beim Berufungsgericht nicht beantragt.

Vorinstanz: LG Hof, vom 07.03.2017 - Vorinstanzaktenzeichen 11 O 351/14
Vorinstanz: OLG Bamberg, vom 04.10.2017 - Vorinstanzaktenzeichen 1 U 24/17